Vergessene Pfoten e.V.
Nur mit dem Unmöglichen als Ziel kommt man zum Möglichen
21. Dezember 2024
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Perla

† 25.04.2022

Perla lebt nicht mehr. Perla, eine Hündin, die acht Jahre ihres Lebens in Spanien verbrachte, fünf davon in unserem Refugio. Wir haben nie verstanden, warum niemand diese freundliche und herzensgute Hündin adoptieren wollte, doch am Ende zeigte sich, dass sich die lange Wartezeit für Perla mehr als gelohnt hat, denn im Jahr 2014 fand zusammen, was zusammengehört, und Perla fand ihre Familie.

Weitere acht Lebensjahre sollten folgen und es schien, als würde Perla ihre erste Lebenshälfte aufwiegen wollen mit einer ebensolangen Phase in Geborgenheit und Glück. Viele Reisen durfte sie mit ihrer Familie machen und sich geliebt fühlen. Es könnte wohl kein schöneres Gefühl für einen Hund geben.

Boris, Katleen, danke, dass Ihr Perlas Leben zu einem Hundetraum gemacht habt. ♥


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Perlas Herrchen schreibt zum Abschied:

"Als wir Perla aus dem Refugio in Andujar holten, war sie bereit acht Jahre alt – konnte und kannte aber so gut wie nichts, was Hunde hierzulande so können und kennen. Doch sie lernte schnell, nicht nur für ihr Alter.

Bereits im Auto, auf der nächtlichen Heimfahrt vom Düsseldorfer Flughafen, wo Perla zusammen mit zwei Gefährten landete, lag sie ausgestreckt auf der Rücksitzbank - und schnarchte laut, trotz hohem Tempo, harten VW-Caddy-Blattfedern und schlechtem Asphalt. Seitdem liebt sie dieses Auto! Das Auto, das sie in den folgenden Jahren an die schönsten Spots Europas brachte: an Dänemarks Strände, nach Süd- und Nordfrankreich, nach Tschechien, Polen, in die Schweiz, nach Österreich (wo sie durch Tiefschnee rannte), nach Belgien, an die ligurische Küste und an die weiten Strände südlich von Rom, in das Elbsandstein, wo sie am Sockel der Felsnadeln, auf die wir stiegen, döste, und vor allem auch nach Norwegen. Dort, im hohen Norden, begleitete sie uns auf vielen Mehrtageswanderungen, übernachtete mit im kleinen Zelt, furtete und schwamm durch eisige Bäche, kletterte über den bekannten Bessegen-Grat im Jotunheimen Nationalpark, balancierte über wackelige Brücken und ließ sich vom Wind zerzausen und vom Regen durchnässen. Wenn ihr langweilig wurde, weil wir mal wieder nicht hinterherkamen, jagte sie auch mal Schafen hinterher oder stellte Lemmingen nach (eines biss sie mal in die Nase).

Ihre erste Reise konnte Perla – im November 2014 bei uns angekommen – bereits Ostern 2015 antreten (nach Italien), da hatte sie schon alles gelernt und gewusst, was ein Hund wissen und können musste. Sie war nach nur einem Tag stubenrein, konnte nach drei Tagen Treppen herab und hinauf steigen (ja, das muss ein Hund lernen, der das nicht kennt, Perla hat es sich abgeguckt von unserem Nachbarshund, bis dahin ließ sie sich tragen), ließ sich nach 4 Wochen so zuverlässig abrufen, dass sie keine Leine mehr benötigte und wusste nach 2 Monaten, dass nicht jeder Hund freundlich ist, sie mied nach zwei Beißvorfällen alle Hunde, die ihr nicht geheuer waren (das waren vor allem Staffordshireterrier, aber auch andere Kurznasen-Rassen wie Möpse, die sie nicht als Hunde erkannte und einen weiten Bogen um sie schlug). Nach rund 3 Monaten konnte sie sogar furchtlos – voran! - durch Wald traben, trottete also nicht mehr wie davor ängstlich ob der vielen Bäume hinter uns her, und hatte längst gemerkt, dass von Baumstümpfen keine Gefahr ausgeht (die waren ihr anfangs sehr suspekt). Angst machten ihr bis zuletzt nur Knallgeräusche, vor allem das Zuklappen von Mülltonnen und natürlich Böller.

Jogger und Radfahrer ignorierte von vorherein, zu Fremden ging sie nur, wenn sie Leckerlis roch oder sah, dass sie gerade aßen. Wenn es an der Haustür klingelte, blieb sie meist liegen, Besuch begrüßte sie nur kurz, fast beiläufig, um sich anschließend wieder zurückzuziehen. Sie war sehr höflich, drängte sich nie auf, wodurch sie auch als Bürohund eine steile Karriere hinlegte. Den Wechsel meines Arbeitsplatzes vom Leonberger Randgebiet, das wir mit dem Auto erreichten, ins Stuttgarter Zentrum machte sie besser mit als so manch Angestellter, auch die dann fälligen U-Bahn-Fahrten bereiteten ihr keine Probleme. Perla war aber mehr als nur Bürobegleithund, sie half mir bei meinem Job (Ausrüstungs-Redakteur beim Outdoor-Magazin), testete Hunde-Regen- und -Daunenjacken, Packtaschen, Klettergeschirre und Hundeschlafsäcke und ließ sich bereitwillig ablichten, auch im Studio. Dank ihrer zurückhaltenden Art und eleganten Erscheinung, war Perla nicht nur als Model gefragt, sondern selbst in Sterne-Restaurants ein gern gesehener Gast. Natürlich aß sie gerne, längst aber nicht nur Fleisch: am liebsten Süßkartoffelpüree, gekochte Kichererbsen, Pasta und Tofu, als Nachtisch schleckte sie liebend gerne Sojajoghurtbecher aus. Den letzten leerte sie am 25.4. Wir werden sie und ihre entspannte, höfliche und distanzierte Art sehr vermissen."

Links zu Perlas "beruflicher Tätigkeit":
Trekking mit Hund in der Hardangervidda
Der Forststeig im Elbsandsteingebirge
12 Tipps für entspannte Wanderungen mit Hund
Kurgo Loft Hundemantel im Test
Alcott Explorer: Schlafsack für den Hund

Mit allen Wassern
Trek Jotunheimen