Vergessene Pfoten e.V.
Nur mit dem Unmöglichen als Ziel kommt man zum Möglichen
21. November 2024
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» Regenbogen


Lukas

† 11.07.2021

Unser Lukas war ein ganz besonderer Hund für uns alle. Als knapp Einjähriger kam er ins Refugio. Niemand ahnte zu diesem Zeitpunkt, dass er das Tierheim über neun lange Jahre lang nicht mehr verlassen würde und damit der Hund werden würde, der je am längsten bei uns gewesen ist. Doch dann fand sich endlich das große Glück für unseren Lukas und er machte sich auf die aufregende Reise nach Deutschland.

Drei Jahre lang hat Lukas sein gemütliches und bestens umsorgtes Leben bei seinem Frauchen genießen können und all das nachgeholt, was wir ihm im spanischen Tierheim nur so begrenzt geben konnten.

Lukas, Du hast lange durchgehalten und jede Sekunde genossen. Wir werden Dich nicht vergessen, Du warst wirklich ein ganz besonderer Hund und einer der bedeutsamsten Hunde unserer Vereinsgeschichte. Dass wir nach so vielen Jahren ein so schönes Zuhause für Dich finden konnten, hat uns alle sehr bewegt.

Komm gut über die Regenbogenbrücke, lieber Lukas, und tu uns einen Gefallen und sieh bitte nach all unseren Andújanern, die inzwischen im Himmel leben.

Auf ein Wiedersehen mit Dir. ♥


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Tot ist überhaupt nichts

Ich glitt lediglich über in den nächsten Raum.
Ich bin ich, und ihr seid ihr.
Warum sollte ich aus dem Sinn sein,
nur weil ich aus dem Blick bin?
Was auch immer wir füreinander waren,
sind wir auch jetzt noch.
Spielt, lächelt, denkt an mich.
Leben bedeutet auch jetzt all das,
was es auch sonst bedeutet hat.
Es hat sich nichts verändert,
ich warte auf euch,
irgendwo
sehr nah bei euch.
Alles ist gut.

(Annette von Droste-Hülshoff)


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Lukas' Frauchen schreibt:

"Lukas‘ letzter Atemzug ist heute genau vier Wochen her: Vor ca. 670 Stunden bin ich morgens aufgestanden und wusste, dass der richtige Tag gekommen war. Um ehrlich zu sein, es war keine große Überraschung und ich habe bereits seit über einem Jahr jeden Tag Angst gehabt, es könnte sein letzter sein. Lukas hatte einen Herzfehler, Leishmaniose und seine Arthrose machte ihm schon in Spanien das Leben schwer. Er nahm seit seiner Ankunft hier fast jeden Tag Schmerzmittel, die ihm lange ein (für uns alle überraschend) agiles Leben ermöglichten und ihn „normal“ altern ließen.

Lukas kam vor über drei Jahren hier an, nachdem er bereits ein knappes Jahrzehnt im Tierheim verbracht hatte. Er hatte sich im Refugio fast aufgegeben und kam, damit er zumindest für ein paar Wochen erlebt, wie das Leben in einer eigenen Familie mit Körbchen, Familienanschluss und viel Zeit zum Kuscheln ist. Aus den „paar Wochen“ hat er drei Jahre und drei Monate gemacht. Mehr konnten wir uns für ihn nicht wünschen, mehr konnten wir nicht verlangen. Von daher bin ich zwar noch immer sehr traurig, dass dieses einzigartige Wesen nicht mehr bei uns ist, aber andererseits auch froh und glücklich, dass er dieses neue Leben noch so lange genießen konnte.

Die Geschichte von Lukas ist aber auch untrennbar mit der Lebensgeschichte von Morgan verbunden. Einen kleinen Teil davon möchte ich hier gerne erzählen, weil die tiefe Freundschaft zwischen den beiden für mich noch immer sehr besonders ist:

Morgan lebte im Refugio fast sieben Jahre nahezu „Tür an Tür“ mit Lukas, aber soweit ich weiß, hatten sie im Refugio keinen Kontakt zueinander. Nachdem wir bei Lukas immer gedacht haben, dass sein toller Charakter leider erst viel zu spät entdeckt wurde, habe ich mich ein halbes Jahr nach seiner Adoption dazu entschlossen, auch Morgan eine Pflegestelle (bzw. später ein Für-Immer-Zuhause) anzubieten. Morgan war zu diesem Zeitpunkt schon sieben Jahre alt und drohte, Lukas‘ Rekordzeit im Refugio ebenfalls zu erfüllen. Um dies zu vermeiden, durfte Morgan herkommen.

Anders als Lukas brauchte Morgan mehrere Monate, um sich hier einzugewöhnen. Angefangen bei anderen Hunden war ihm bis auf Menschen und seinen damaligen Schlafplatz auf der Couch alles suspekt. Nach einigen Wochen fing er aber mehr und mehr an, sich an Lukas zu orientieren. Er wich seinem großen Vorbild keinen Millimeter von der Seite, wurde panisch, wenn beide kurzzeitig in unterschiedlichen Räumen waren und an getrenntes Spazieren war gar nicht zu denken. Stattdessen ist er sprichwörtlich in Lukas „reingekrochen“ und ihm keine Sekunde von der Seite gewichen. Lukas hat das alles geduldet, obwohl er dieses Übermaß an Nähe nicht unbedingt geliebt hat.

Mit den Jahren hat sich das Verhältnis umgekehrt und Morgan hat sich als perfekter „Altenpfleger“ für Lukas entwickelt. Gemeinsam haben sie jeden Abend nach der Fütterung eine große Runde um den Gartenteich gedreht, Morgan hat Lukas den Weg gewiesen, wenn er verwirrt war (wir vermuten Demenz) und hat jede Minute auf seinen besten Freund aufgepasst. Vor einem Jahr war ich das letzte Mal eine Woche in Urlaub. In dieser Zeit haben beide zusammen bei meinen Eltern gewohnt und auch dort waren der Senior und sein (eigentlich noch sehr agiler Pfleger) ein Herz und eine Seele. Egal, was wir anderen gemacht haben, dank Morgan war Lukas keine Sekunde allein.

Wie tief diese Verbindung war, zeigte sich jedoch erst nach Lukas‘ Tod:
Nachdem Lukas im Beisein von uns und Morgan friedlich im Garten einschlafen durfte, hat Morgan stundenlang im Gras neben ihm gelegen. Da es Sonntag war, mussten wir noch einen Tag bis zur Abholung durch das Krematorium warten. In dieser Zeit ließ Morgan seinen Freund keine Sekunde aus den Augen, wollte die Nacht bei ihm in der Garage verbringen und aufpassen, dass seinem Freund nichts zustößt. Nachdem schnell klar war, dass Morgan für eine endgültige Trennung in absehbarer Zeit nicht bereit sein wird, haben wir Lukas entgegen unserer Planungen im Garten beerdigt. Eine friedliche geschützte Stelle war schnell gefunden – ein kleiner Zaun drumherum schützt das Grab und nach einigen Tagen war auch Morgan zufrieden mit der letzten Ruhestätte seines besten Freundes. Man hatte das Gefühl, er hätte für Lukas letzten Wunsch gekämpft und war nun zufrieden mit seinem Erfolg.

Die ersten beiden Wochen hat Morgan jede freie Minute an Lukas‘ Grab verbracht und jedem Besucher mit herzzerreißendem Blick erzählt, wie sehr er seinen besten Freund vermisst. Wenn er auf Lukas aufpassen durfte, hat ihn das mit viel Stolz erfüllt – er hat seine Aufgabe, die er mit Liebe und kompletter Aufopferung erfüllt hat.

Ein geliebtes Tier gehen zu lassen, ist niemals schön. Aber das Leiden von Morgan hat es für uns zeitweise unerträglich gemacht. Andererseits ist es schön zu wissen, dass Lukas nicht nur von uns so sehr geliebt wurde. Aus spanischen Nachbarn, die sich wahrscheinlich sieben Jahre lang nur durch Bellen und Gerüche wahrgenommen haben, wurde hier in Deutschland eine tiefe Freundschaft, die über Lukas‘ Tod hinaus anhält. Derartige Freundschaften hört man zwischendurch als „rührende Geschichten“, aber wenn man sich auf der Suche nach Hilfe umhört, sind sie wirklich sehr selten und kostbar. Es ist schön und schrecklich zugleich, dies hautnah zu erleben.

Morgan geht es mittlerweile dank viel Aufmerksamkeit, Liebe und stundenlangem gemeinsamen Sitzen an „Lukas‘ kleinem Garten“, für das ich mir sogar zwei Wochen Auszeit nehmen musste, etwas besser. Er verbringt noch immer gerne Zeit dort und besucht seinen Freund jeden Tag mehrere Stunden, nimmt aber ganz langsam auch wieder am Familienleben teil und entdeckt mit seinen zehn Jahren nun das Leben in Deutschland nochmal ganz neu.

Wir werden Lukas als wundervolles Kraftpaket mit viel guter Laune, einem starken Kämpferherz und viel Lebensfreude in Erinnerung behalten. Er hatte so unfassbar süße Macken und hat es geliebt, unerzogenen Junghunden mit viel Geduld Disziplin beizubringen. Die abendlichen „Seniorenrunden“ der beiden Freunde, das Wedeln, wenn er der kleinen „Teppichratte“ heimlich den Quietsche-Ball geklaut hat und dieser nun aufgeregt vor ihm herumsprang, der fragende Blick, wenn er sich die Erlaubnis geholt hat, einem Junghund eine Lektion in Gehorsamkeit zu geben… Lukas war einzigartig und wird für immer in unseren Herzen bleiben.

An dieser Stelle möchte ich auch nochmal allen danken, die Lukas diese Chance ermöglicht und ihn auf seinem langen Lebensweg begleitet haben. Den Pflegern im Refugio, den vergessenen Pfoten, dem (mir nicht bekannten) Spender, der Lukas‘ Ticket ins Glück bezahlt hat, meinen Eltern und Freunden, die mich zu dieser Adoption ermutigt und uns die letzten Jahre begleitet haben. Lukas war ein lebenslustiger Hund, von dem ich sehr viel lernen konnte, der sich hier von der ersten Minute an wundervoll eingefügt hat und dank dem viele andere Pflegehunde und Adoptionen erst möglich wurden.

in liebevoller Erinnerung
Diana & Morgan"